Forschungsbericht Uran im Grundwasser

Grundwasserprobenahme
Foto: UBA / Franko Humer

Das nationale Gewässerzustandsmessprogramm zeigte im Jahr 2013 auf, dass Uran in einigen Bereichen Österreichs im Grundwasser auftritt. Das Bundesministerium hat daher gemeinsam mit den Bundesländern Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Steiermark und Tirol ein Forschungsprojekt initiiert, dessen Ergebnisse nun vorliegen.

Durch regelmäßige Wasseranalysen ist der bisherige Kenntnisstand zur Verteilung von Urangehalten in den Grundwässern in Österreich sehr gut. Gleichzeitig steht fest, dass für detailliert abgesicherte Aussagen über die genaue Herkunft des Urans, dessen Eintragspfade und die komplizierten chemischen Wechselwirkungen zwischen Boden, Gestein und Wasser noch reichlich Forschungsbedarf besteht.

  • Besonders in Wassermangelgebieten sind grundlegende Informationen für die Trinkwasserwirtschaft bei der Auswahl von Versorgungsbrunnen von großer wirtschaftlicher Bedeutung, um teure Aufbereitungsanlagen zu vermeiden bzw. im Bedarfsfall rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.
  • Mit den neu gewonnenen Ergebnissen soll zudem auch die Bevölkerung mit Informationen über das Gefährdungspotential von Uran im Grund- und Trinkwasser durch z.B. dessen Lösungsmöglichkeiten ausreichend informiert werden.

Es ist besonders erfreulich, dass Überschreitungen des Parameterwertes der Trinkwasserverordnung von 15 µg/l im Wesentlichen nur auf Einzelfälle beschränkt sind!

Ergebnisse

Bei den nunmehr vorliegenden geowissenschaftlichen Forschungsergebnissen gilt es besonders hervorzuheben, dass wesentliche Neuerkenntnisse über Herkunft, Auftreten und Verhalten von Uran in unterschiedlichen Grundwasserkörpern geliefert werden konnten. Bislang lediglich vermutete Annahmen wurden wissenschaftlich bestätigt oder auch widerlegt!

In einigen Regionen können erhöhte Urangehalte im Grundwasser aufgrund des geologischen Untergrundes natürliche Ursachen haben. In Porengrundwassergebieten lassen sich erhöhte Urangehalte im Grundwasser aber nicht unmittelbar auf natürliche Ursachen zurückführen. Welche Ursachen das sein können und weitere offene Fragen, z.B. wo Verhältnisse vorherrschen, die den Uran-Eintrag ins Grundwasser begünstigen, sollte daher im gegenständlichen Forschungsprojekt geklärt werden.

An Porengrundwasserstandorten im Burgenland und in Niederösterreich wurden gesteins- und mineralchemischen Untersuchungen durchgeführt, die zeigten, dass die Lage von natürlich vorkommenden Uranmineralen im Korngefüge und deren Zustand von entscheidender Bedeutung ist, ob Uran aus dem Gestein ins Grundwasser gelangen kann. Erhöhte Urangehalte im Grundwasser können an bestimmte physikochemische Milieus gekoppelt sein (z.B. Redoxfronten), wodurch bereits geringe, unauffällige Urankonzentrationen in Boden ausreichen, um Grenzwertüberschreitungen im Grundwasser zu verursachen. Da die Uranoxidation besonders effizient an die Nitratreduktion gekoppelt ist, kann Nitrat im Grundwasser eine besondere Rolle in der Ausbildung solcher lokalen Urananreicherungen spielen.

Für die Grundwasserwirtschaft im Allgemeinen und die Trinkwasserwirtschaft im Speziellen stellt das Projekt einen wichtigen Meilenstein über die Kenntnis von Uran im Grundwasser in unseren heimischen Grundwasserkörpern dar. Durch diese Untersuchungen haben sich - wie auch in vielen Forschungsbereichen - naturgemäß nicht alle Fragen in gleicher Weise abschließend lösen lassen, dazu bedarf es für die Zukunft weiterer gemeinsamer Aktivitäten. Ausgehend von den Ergebnissen ergibt sich aktuell jedoch kein Anpassungsbedarf für das GZÜV-Monitoringprogramm.

Hintergrund

Dank eines ausgezeichneten, bundesweiten Überwachungssystems zur Erhebung der Wassergüte in Österreich seit 1991 (Gewässerzustandsüberwachungsverordnung) zum einen und den verpflichtenden laufenden Trinkwasseruntersuchungen der Wasserversorger zum anderen, liegen bundesweit gute Detailkenntnisse über organische und anorganische Substanzen der Grundwasservorkommen vor.

Das gilt auch für das Schwermetall Uran, ein natürlich vorkommendes radioaktives Element in vornehmlich Granit- und Gneisgesteinen sowie dessen Abtragungsprodukten in den Tal- und Beckenlagen, welches gelöst im Wasser auf Lebewesen in erhöhten Konzentrationen gesundheitsschädliche Auswirkungen haben kann. Weiters ist zumindest gebietsweise auch ein menschlich bedingter Eintrag über den Einsatz von Phosphatdüngemittel mit zu berücksichtigen. Vor allem die chemische Toxizität dieses Elements war im Jahr 2012 Anlass für die Festlegung eines Grenzwertes in der Trinkwasserverordnung.

Mit der Koordination und Durchführung des aktuellen Forschungsprojekts wurde das Umweltbundesamt beauftragt, das seit Jahrzehnten das Bundesministerium mit Fachexpertisen zur Umsetzung des Wasserrechtsgesetzes 1959 und der EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG erfolgreich unterstützt.

Aufgrund der überaus herausfordernden fachübergreifenden, naturwissenschaftlichen Fragestellungen wurden dazu auch erfahrene Expertenteams der geowissenschaftlichen Universitätsinstitute aus Salzburg und Wien, der Universität für Bodenkultur, der Agentur für Ernährungssicherheit und der Geologischen Bundesanstalt in enger Zusammenarbeit mit den Auftraggebern bei Bund und Ländern in das Forschungsprojekt mit einbezogen.

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