Fachzentrum Geologie und Lawinen

Österreichkarte der Fachzentren für Geologie und Lawinen der Wildbach- und Lawinenverbauung
Foto: die.wildbach / Thomas Feda

Das Fachzentrum hat seinen Sitz in der Sektion Tirol und ist für die Fachbereiche Geologie und Lawinen zuständig.

 

Leitung: Mag. Michael Mölk

Wilhelm-Greil-Straße 9
6020 Innsbruck
Tel.: (+43 512) 584200 38
Fax: (+43 512) 584200-44
E-Mail: geologie@die-wildbach.at

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereiches Geologie (FBG) erstellen Expertisen im Bereich Ingenieurgeologie, Hydrogeologie und Geotechnik. Sie erheben und bewerten Hangprozesse (Steinschlag, Felssturz, Rutschungen und Großhangbewegungen) und beurteilen Untergrundverhältnisse für Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung (z.B. Geschieberückhaltebecken, Hochwasser-Retentionsanlagen, etc.).

Eine weitere Aufgabe ist die Evaluierung von Technologien (z.B.: Steinschlag-Schutzsysteme) und deren Umsetzung in der Praxis.

Arbeitsschwerpunkte des Fachbereiches Geologie

  • Grundlagen für die Maßnahmenplanung
    Wo geologische Verhältnisse und Prozesse einen Einfluss auf die Konzeption, Ausgestaltung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen haben (z.B.: Geschiebepotential in Murgerinnen, Fundierung von Wildbach- und Lawinen-Bauwerken, Bemessung von Steinschlagnetzen und -dämmen, Sanierung von Rutschungen etc.), werden die erforderlichen Grundlagen für die Beurteilung dieser Prozesse und eine darauf abgestellte Planung bereitgestellt. Dieser Schwerpunkt bindet den überwiegenden Teil der Personalressourcen des Fachbereiches Geologie.
     
  • Hochwasser-Rückhalteanlagen
    Bei der Planung von Hochwasser-Retentionsanlagen sind häufig umfangreiche geologische Aufnahmen und Untergrunderkundungen im Bereich der Stauanlage erforderlich. Der Fachbereich Geologie übernimmt hier die Planung und Aufsicht über Stauraumkartierungen und Untergrund-Erkundungsmaßnahmen wie Kernbohrungen, Bohrlochversuche, geophysikalische Untersuchungen etc. Der Umfang der erforderlichen Untersuchungen wird in Abstimmung mit den geltenden Regeln der Technik (Normen) festgelegt und entsprechende Ausschreibungsunterlagen erstellt. Nach der Erkundung wird anhand der gewonnenen Erkenntnisse ein geologisch-geotechnisches Untergrundmodell erstellt, welches die Grundlage für die geotechnischen Planungen (wie z.B.: die Untergrundabdichtung unter einem Staubauwerk) bildet.
     
  • Hydrogeologie
    Im Rahmen von geologisch-hydrogeologischen Bearbeitungen werden die Grundlagen für hydrologische und hydraulische Abflussmodellierungen in Wildbach-Einzugsgebieten bereitgestellt. Die für solche Bewertungen erforderlichen Bearbeitungs- und Bewertungsprozesse wurden in Handbüchern dokumentiert und für interne wie auch externe Bearbeitungen in Form von Leistungsbeschreibungen bereitgestellt.
     
  • Gefahrenzonenplanung für geologische Prozesse
    Für die Gefahrenprozesse Steinschlag und Felssturz werden vom Fachbereich Geologie Gefahrenkarten erstellt. Hierfür werden vor Ort geologische Erhebungen durchgeführt, welche die Grundlage für anschließende Computersimulationen liefern. Mittels 3-dimensionalen physikalischen Steinschlagmodellen werden Reichweiten und Intensitäten der Steinschlagprozesse nachgebildet. Diese Simulationsergebnisse erlauben es, in Karten differenzierte Gefahrenhinweisbereiche abzugrenzen, welche als Entscheidungsgrundlage für die Raumplanung dienen.
     
  • Normen und Standards
    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereiches Geologie sind in diversen anderen Fachzentren der WLV sowie nationalen Normungsausschüssen tätig. Auf diese Weise wirken sie aktiv an der Beschreibung des Standes der Technik für den Fachbereich mit. So wird die Normungsgruppe „Technischer Steinschlagschutz“ am Österreichischen Normungsinstitut (Austrian Standard Institute ASI) von einem Mitarbeiter des Fachbereiches Geologie geleitet. Darüber hinaus fließt Fachexpertise in die Neuformulierung der „ÖNORM 4801 Technischer Lawinenschutz“ ein. Auch werden geologisch-geotechnische Handbücher für die Maßnahmenplanung erstellt, welche den Stand der Technik sowie „Best Practice“ Beispiele aufbereiten. Diverse geologische, hydrogeologische und geotechnische Messanlagen der WLV werden von einer Mitarbeiterin des Fachbereiches Geologie zusammen mit weiteren Experten der WLV im Netzwerk des Fachzentrums Monitoring betreut.
     
  • Aufbau Kernkompetenz Steinschlagsimulation
    Vor rund 25 Jahren begann die WLV mit dem Aufbau eines Expertennetzes im Bereich der Steinschlag-Simulation. Heute führt der Fachbereich Geologie Steinschlagsimulationen mit verschiedenen Simulationsprogrammen durch und validiert deren Ergebnisse anhand von Sensibilitätsanalysen und Vergleichsrechnungen. Im Jahr 2019 wurden im Zuge der Gründung des Fachzentrums Geologie und Lawinen zusätzlich sogenannte „Brückenköpfe“ im ganzen Bundesgebiet nominiert, die eine Basiskompetenz in diesen Spezialanwendungen aufbauen und lokal in ihrem Wirkungsbereich umsetzen können.

 

Leitung: DI Matthias Granig

Wilhelm-Greil-Straße 9
6020 Innsbruck
Tel.: (+43 512) 584200 40
E-Mail: schneelawine@die-wildbach.at

Der Fachbereich Lawinen (FBL) unterstützt österreichweit die Gebietsbauleitungen der WLV in schnee- und lawinenrelevanten Fragen. Die Kernleistungsfelder umfassen die Gefahrenzonenplanung, Sachverständigentätigkeit, Maßnahmenplanung und Naturgefahreninformation.

Die fachliche Expertise besteht in der Verschneidung von operativem Lawinenfachwissen mit Lawinendokumentation und Simulationstechnik. Als Grundlage dienen Aufbereitungen von gut dokumentierten Lawinenereignissen (Datenpool), die durch den Fachbereich laufend erweitert und mittels Analysen statistisch und numerisch ausgewertet werden. Der Fachbereich Lawinen übt eine Schnittstellenfunktion durch Umsetzung von theoretischem Wissen in praktische Anwendungen im Bereich Schutz vor Lawinen aus.

Die Weiterentwicklung von Methoden und Tools ist ein stetiger Prozess, den der FBL maßgeblich vorantreibt. Als ein Hauptprodukt wird hier das Lawinenmodell „SamosAT“ genannt. Der Fachbereich fungiert auch als Entwickler von Anwendungstools, um den Dienststellen verlässliche Werkzeuge und Produkte zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Fließlawinenmodell SamosBeta, um eine einfache und schnelle Anwendung zur Gefahrenbeurteilung für die Praktiker vor Ort zu ermöglichen. Aktuell wird an einer Erweiterung auch für Nassschneelawinen gearbeitet, da im Zuge des Klimawandels diese Fragestellung verstärkt auftritt. Aber auch die Fragen der Bewertung und die Optimierung von Schutzmaßnahmen, sowie des Restrisikos werden im Fachbereich Lawinen behandelt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereiches können auf ein weit verzweigtes Wissensnetzwerk mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern zurückgreifen, um trotz der schnell fortschreitenden technologischen Entwicklungen, bei knapper werdenden Ressourcen, am aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Für den Wissenstransfer steht der FBL einerseits laufend in direktem Kontakt mit den WLV-Dienststellen, andererseits erfolgt dieser auch über Workshops und Schulungen vor Ort. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, das Spezialwissen aus der wissenschaftlichen Theorie in die angewandte Praxis zu transportieren, sowie neue Entwicklungen vorzustellen und zu forcieren. Im Rahmen von Veröffentlichungen und Publikationen wird der Stand des Wissens zusammengefasst und den Fachexperten bereitgestellt. Der Fachbereich Lawinen ist an der Entwicklung von Leitfäden, Regelwerken und Normen wie z.B. der „ÖNORM B4801 Permanenter Technischer Lawinenschutz“ maßgeblich beteiligt.

Eine Vision für die Zukunft ist die europaweite Entwicklungszusammenarbeit für ein gemeinsames Lawinenmodell. Dieses soll die besten Lösungsansätze vereinen und den aktuellen Wissensstand auf einen Nenner bringen.