„Erfahrungswissen im Umgang mit der Lawinengefahr“ - Aufnahme in das Immaterielle Kulturerbe

Lawinenverbauung
Foto: BML / Alexander Haiden

"Das Erfahrungswissen im Umgang mit Lawinengefahr" wurde am 29. November 2018 vom UNESCO-Komitee, gemeinsam mit der Blaudruck-Tradition, in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Zum so genannten immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen. Gleichzeitig erfasst dieser Begriff auch die Instrumente, Objekte und kulturellen Räume, die mit dem jeweiligen immateriellen Kulturerbe in Zusammenhang stehen.

Konkret wird das immaterielle Kulturerbe in fünf Bereichen, deren Übergänge fließend sind, zum Ausdruck gebracht:

  • Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, einschließlich der Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes
  • Darstellende Künste
  • Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
  • Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum
  • Traditionelle Handwerkstechniken

Immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben, fortwährend neu gestaltet und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität.

Die UNESCO-Kommission hat in der Sitzung am 29. November 2018 nun das Element "Wissen im Umgang mit der Lawinengefahr", welche gemeinsam mit der Schweiz eingereicht wurde, in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Die kollektive Bedrohungssituation durch Lawinen hat in Österreich und der Schweiz zu gemeinschaftlichen und identitätsstiftenden Formen des Umgangs mit dieser Naturgefahr geführt. Es entstand ein breites informelles und wissenschaftliches Erfahrungswissen, das über Jahrhunderte weitergegeben wurde. Dieses alte, überlieferte Wissen wird ständig weiterentwickelt, indem historische Kenntnisse mit modernsten Techniken kombiniert werden. Bis heute sind Lawinen nicht vollständig durch die Wissenschaft berechen- und vorhersagbar. Umso höher ist daher der Stellenwert von Erfahrungswissen im Umgang mit der Naturgefahr.

Die Vermittlung dieses Erfahrungswissens geschah jahrhundertelang mündlich von einer Generation zur nächsten und manifestierte sich u.a. in Bauernregeln. Schriftlich dokumentiert wurden seit dem 17. Jahrhundert vor allem Schadenslawinen. Die entsprechenden Dokumente werden in Vorarlberg noch heute in den Schulen verwendet, um Kinder für die Lawinengefahr zu sensibilisieren.

Österreich ist nun mit fünf Elementen im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes vertreten: Das Wissen im Umgang mit Lawinengefahr (2018), die Handwerkstechnik des Blaudrucks (2018), die Falknerei (2012), der Imster Schemenlauf (2012) und die Hohe Schule und Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule (2015).

Weiterführende Informationen