Steiermark: Baufortschritt des Hochwasserschutzprojekts Gasenbach-Zubringer

von links nach rechts:  Johann Wiedner (A14-Wasserwirtschaft), Max Pöllinger (Wildbach- und Lawinenverbauung), LR Johann Seitinger (Land Steiermark), Bürgermeister Erwin Gruber (Gemeinde Gasen), Robert Rast (A16-Straßenbau), Walter Mayer (Energie Steiermark)
Foto: Gemeinde Gasen

Am 30. September 2020 fand in der Naturparkgemeinde Gasen ein Pressegespräch über den Baufortschritt des Hochwasserschutzprojekts „Gasenbach-Zubringer P2018“ der Wildbach- und Lawinenverbauung und der „Hochwasserschutz Linearmaßnahmen“ der Bundeswasserbauverwaltung sowie Infrastruktur- und Klimaschutzmaßnahmen im gesamten Gemeindegebiet statt.

Teilnehmer dieser Veranstaltung waren das Land Steiermark, die Abteilung 14-Wasserwirtschaft, die WLV, die Abteilung 16-Straßenbau, die Energie Steiermark sowie die Gemeinde Gasen.

Hochwasserschutzprojekt Gasenbach

Anlass für die Planung und Errichtung der Hochwasserschutzmaßnahmen waren die wiederholt massiven Unwetterereignisse von 2016, 2017 und 2018. In trauriger Erinnerung ist das Jahr 2005, wo zwei Todesopfer zu beklagen waren. Allein im Jahr 2018 wurde Gasen fünf Mal erheblich im Mitleidenschaft gezogen und es musste mehrmals eine Katastrophe ausgerufen und das Bundesheer zu Assistenzeinsätzen angefordert werden.

Bei starkem Geschiebeeinstoß der zum Teil murfähigen Zubringerbäche oberhalb des Ortes Gasen kommt es zu einer Überlastung des Gerinnes im Gasenbach selbst. Die einzelnen Einzugsgebiete weisen zahlreiche Hänge mit starker Rutschungsaktivität auf. Da der Gasenbach im eigentlichen Ortszentrum bereits im Tätigkeitsbereich der Bundeswasserbauverwaltung liegt, wurde auf Antrag der Gemeinde Gasen ein Projekt in enger Abstimmung mit den Maßnahmen im Bereich der Bundeswasserbauverwaltung ausgearbeitet.

Wildbach- und Lawinenverbauung

Im Hochwasserschutzprojekt der WLV „Gasenbach-Zubringer P2018“ wird im Gasenbach, unmittelbar oberhalb der Tätigkeitsgrenze eine Filtersperre errichtet. Sie soll garantieren, dass die Gerinne-Ausbaumaßnahmen im Bereich der Bundeswasserbauverwaltung auf ein 100jährliches Bemessungereignis ohne Verklausungsrisiko funktionieren.

In den neun Zubringerbächen werden durch Konsolidierungsmaßnahmen in Form von Beton- und Holzsperren weitere Grabeneintiefungen verhindert, teilweise die Bachsohlen wieder gehoben und die Einhänge durch Drainagierungen und Bepflanzungen stabilisiert.

Durch kleinere Filterbauwerke soll in den Zubringern das Schadgeschiebe und das Wildholz vor Eintritt in den raumrelevanten Bereich zur Ablagerung gebracht werden. Aufgrund der kaum möglichen Verwertung bzw. Lagerung der Sedimente hier in Gasen wird der Schwerpunkt der Maßnahmen aber in der Konsolidierung liegen müssen. Unzureichende Wegdurchlässe werden ausgebaut. Durch die geplanten Maßnahmen im Gasenbach und dessen Zubringerbächen werden im Endausbau 58 Objekte und rund 1.600 lfm Landes– und Gemeindestraßen geschützt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird eine Revision des Gefahrenzonenplanes durchgeführt und die Roten und Gelben Gefahrenzonen wesentlich reduziert werden können.

Die Maßnahmen der WLV haben im Februar 2019 begonnen und können voraussichtlich im Jahr 2024 abgeschlossen werden, die Gesamtkosten für dieses Projekt betragen 8.500.000 Euro, wobei bereits Maßnahmen im Wert von ca. 3.200.000 Euro bis heute umgesetzt wurden.

Bundeswasserbauverwaltung

Ziel des Projektes der Bundeswasserbauverwaltung ist der Schutz des Siedlungsgebietes, bachabwärts der Tätigkeitsgrenze, vor 100-jährlichen Hochwasserereignissen des Gasenbaches. Somit wurden die Maßnahmen auf das Bemessungsereignis HQ100 inkl. 50 cm Freibord dimensioniert.

Die Maßnahmen der Bundeswasserbauverwaltung werden im mehrere Bauabschnitte eingeteilt, die bereits weit fortgeschritten sind. Derzeit befindet sich die Landesstraßenbrücke L104 (Kulmerbrücke) über den Gasenbach in Bau. Parallel dazu erfolgt die Herstellung des zukünftigen Hochwasserabflussquerschnittes mittels zertifizierter Wasserbausteine, welche im Betonbett verlegt werden. In einem Zug erfolgt dabei die Herstellung von alternierenden Niederwasserbuhen bzw. der Sohlgurte, welche ebenfalls auf Unterbeton verlegt werden und dabei möglichst fugenoffen ausgestaltet werden.

Das Projekt der Bundeswasserbauverwaltung, welches genehmigte Kosten von rund 4.600.000 Euro aufweist, wird voraussichtlich im Sommer 2021 fertiggestellt sein.

Leitungs-Verkabelungsprojekte, Glasfaserausbau und Öko-Stromspeicher

Im Zuge der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutzprojekt wurde es als sinnvoll erachtet die Stromleitungen zu erneuern. Inzwischen sind viele Nieder- und Mittelspannungsstromleitungen im Dorf- und Gemeindegebiet verkabelt worden. Unter anderem wurde das Ortsnetz zur Gänze verkabelt und erneuert sowie ein neuer Zentraltrafo am ehemaligen Tennisplatz errichtet.

Im Juli 2019 fanden erste Gespräche mit den Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde Gasen bezüglich der Mitverlegung eines Glasfasernetzes im Zuge der Leitungsverkabelungen statt. In der Folge wurden im Mai 2020 zwei Projekte gestartet. Die Energie Steiermark verlegt Glasfaserkabeln auf einer Länge von rund 8 km, dabei werden auf der gesamten Länge 144 Fasern verlegt womit sich eine Glasfaser-Gesamtlänge von 1.188 km ergibt. 

Ziel des Projektes CLUE ist die Entwicklung und Errichtung einer „energy community“ (lokale Energiegemeinschaft) in der Region Almenland gemäß den Vorgaben der „green energy Richtlinie“ der EU. Der Anwendungsbereich umfasst die Erhöhung der Netzkapazität, die Laststeuerung sowie die Tages- und saisonale Speicherung des regional erzeugten grünen Stroms. Dies soll mit den Komponenten Homee-Smart Home System, Batteriespeicher (50-100 kW, 100 – 200 kWh) und dem Wasserstoffspeicher „Johann“ erreicht werden. Die Projektpartner sind die Gemeinde Gasen, die Region Almenland, die Energie Steiermark, das Austrian Institute of Technology, Siemens Austria und die TU Wien.

Als besonders innovativ kann der Wasserstoffspeicher „Johann“ gesehen werden, der in einer Kooperation mit dem steirischen Unternehmen EEG Elements Energy GmbH entwickelt worden ist, gesehen werden. “Johann“ ist für die saisonale Speicherung der regional erzeugten überschüssigen Energie ausgelegt). Die Gesamtinvestitionssumme beträgt rund 1 Million Euro, Fördergeber ist der Klima- und Energiefonds.