Gründung des Landwirtschaftsministeriums

Am 11. Jänner 1868 war die Geburtsstunde des k.k. Ackerbauministeriums. Das Landwirtschaftsministerium ist also bereits mehr als 150 Jahre alt. Lesen Sie über den wechselvollen Beginn der Geschichte unseres Hauses.

Gebäudefoto des Regierungsgebäudes am Stubenring 1

Nach der Märzrevolution 1848

Ein Ergebnis der Märzrevolution 1848 war die Errichtung des „Ministeriums für Landes-Cultur, Handel und Gewerbe“. Erster Minister war Anton Freiherr von Doblhoff-Dier.

Nach der Oktoberrevolution 1848 wurde das Ministerium mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten zusammengelegt. Es bestand von 1848 bis 1859. Im Jahr 1859 wurde die Aufhebung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten verfügt. Die Agenden wurden auf das Innen-, Finanz- und Außenministerium verteilt.

Erst am 10. April 1861 erließ der Kaiser die Genehmigung das „Ministerium für Handel und Volkswirtschaft“. Die Geschäftseinteilung gliederte das Haus in sechs Departements: Handelsangelegenheiten, Gewerbewesen, Schifffahrt, Bergwesen, Forstwesen und Landwirtschaft. Es gab 110 Bedienstete. Es folgte eine wechselvolle Zeit mit internen Umstrukturierungen, Ergänzungen, Übertragungen und Streichungen. Es bestand bis 1867. Von 1868 bis zum Ende der Monarchie trug das Handelsressort den Namen „k.k. Handelsministerium". Es war dann nur mehr für die österreichischen Reichshälfte zuständig.

Gebäudefoto Postgasse 5

Erst 1868 war die Geburtsstunde des Ackerbauministeriums

Am 30. Dezember 1867 wurde Alfred Graf Potocki zum Ackerbauminister ernannt. Wenige Tage später, am 11. Jänner 1868, erfolgte mit kaiserlicher Entschließung die Zuteilung der Agenden und am 19. Jänner verkündete die amtliche Wiener Zeitung: „Das Ackerbauministerium, dessen Wirkungskreis zufolge Allerhöchster Entschließung vom 11. Jänner d.J. die Angelegenheiten der Landescultur und des Bergwesens umfasst, hat seine Amtstätigkeit begonnen. Die Bureaux des Ministeriums befinden sich im zweiten und dritten Stockwerke des Barbara-Stiftgebäudes (Postgasse Nr. 8).

Dem neuen Ministerium waren aus dem Bereich des Innenministeriums die legislativen Angelegenheiten der Forst-, Jagd- und Feldpolizei und aus dem Bereiche des Handelsministeriums die bisher von der Sektion Montan-Rechnungs-Departement übertragen werden. Die oberste Verwaltung der Staatsdomänen "Staatsforste, staatlichen Montanwerke und Fondsgüter" verblieb weiterhin beim Finanzministerium.

Der erste Sitz des Ackerbauministeriums in der Postgasse 8 in 1010 Wien.

Ein polnischer Aristokrat war erster Ackerbauminister Österreichs

Alfred II Jozef Graf Potockigeb. in Landshut in Galizien, gestorben 1889 in Paris, war ein polnischer Adeliger. Aus der Magnatendynastie der Potockis stammend, war er bereits 1848 Abgeordneter des Wiener Parlaments. Vorerst im diplomatischen Dienst tätig, war er seit 1861 erbliches Mitglied des Herrenhauses, 1863 bis 1869 Abgeordneter des Landtages von Galizien und von 1875 bis 1877 dessen Präsident (Marschall).

Von 30. Dezember 1867 bis 15. Jänner 1870 war Potocki k.k. Ackerbauminister im sogenannten Bürgerministerium. Er trat dann zurück, weil er mit seiner Meinung zum Föderalismus im Kabinett in der Minderheit blieb. Am 12. April 1870 wurde er vom Kaiser zum k.k. Ministerpräsidenten und Landesverteidigungsminister eines Beamtenkabinetts ernannt. Da es ihm nicht gelang, die Mitarbeit der Tschechen im Reichstag zu erlangen, trat er am 6. Februar 1871 zurück.

Auf der exekutiven Ebene war Potocki zudem von 1875 bis 1883 Statthalter Galiziens. Als liberal-konservativer Monarchist unterstützte er nicht nur das Reichskonzept Kaiser Franz-Josefs, sondern plädierte auch für eine friedliche Lösung des zunehmenden polnisch-ukrainischen Konflikts. Auf seinen heimatlichen Gütern gehörte Potocki, einer der reichsten Polen seiner Zeit, zu den Modernisierern der Landwirtschaft und der Agrarindustrie.

Potocki war ein Pomologe, sein besonderes Interesse galt dem Obstbau. Er errichtete eine ganze Anzahl bedeutender Zucker-, Likör-, Leder- Tuch- und sonstiger Fabriken, für die ihm seine landwirtschaftlichen Besitzungen die Rohstoffe zur Bearbeitung lieferten. Dass er sich stets bemüht zeigte, die Lebenslage der bei ihm beschäftigtem Arbeiter zu verbessern, muss ganz besonders hervorgehoben werden.

Er veranlasste eine Reihe von Verbesserungen im organisatorischen und legislativen Bereich seines Ressorts und traf unter anderem wertvolle Maßnahmen auf dem Gebiet der Pferdezucht.