St. Laurent

St. Laurent
Foto: BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg

Traditionelle Herstellung von Wein aus der blauen Rebsorte St. Laurent in Österreich.

Registernummer: 246

Offenlegungsdatum

Erste urkundliche Erwähnung einer Anpflanzung der Sorte St. Laurent 1893 im Kahlenbergerdorf, Wien durch das Stift Klosterneuburg.

Titel

St. Laurent

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Herstellung von Wein aus der blauen Rebsorte St. Laurent in Österreich. Die Sorte St. Laurent gehört zu den anspruchsvollsten Rotweinsorten und bringt kräftige und dunkelrot gefärbte Weine hervor. Der Wein besitzt ein feines fruchtiges Bukett das an Kirschen, Weichseln, Kaffee und Schokolade erinnert.
Die Hauptanbaugebiete für St. Laurent sind die Thermenregion (Niederösterreich) und das Weinbaugebiet Neusiedlersee (Burgenland).

Produktbezeichnung, Produktklasse

Wein

Name der Region

Burgenland, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

überarbeitet von F. Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg)

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Etymologie und Herkunft:

Bei der Herkunft der St. Laurent-Rebe wurden nachweislich Namensänderungen vorgenommen, womöglich um die Rebsorte internationaler darzustellen.

Es wird vermutet, dass sich die Bezeichnung „St. Laurent“ auf den Kalenderheiligen Sankt Laurentius am 10. August bezieht, um den herum seine Reifephase beginnt. Auch eine Ableitung von der „Laurenzitraube“ wird häufig angeführt.

Die Annahme, dass sich der Name der Rebsorte von der gleichnamigen Ortschaft St. Laurent im Bordeaux-Gebiet ableitet, ist auf Grund seiner Charakteristik unwahrscheinlich. Auch in der Literatur sind hierzu keine Belege auffindbar.

Die genaue Herkunft der blauen Rebsorte „St. Laurent“ kann bis jetzt nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Der elsässische Ingenieur und Rebenzüchter Christian Oberlin (1831 bis 1915) vermutete ihren Ursprung im Weinbaugebiet Elsass, Frankreich, wo die Sorte bereits 1850 bekannt war.
Es ist jedoch überliefert, dass die Rebsorte durch die Gebrüder Baumann von Österreich nach Bollwiller (Elsass) zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebracht wurde. Der Weinbaufachmann Odart soll sie von der Baumschule der Gebrüder bezogen haben und weinbauliche Versuche durchgeführt haben. Aufgrund der guten Resultate der Sorte verbreitete er die Sorte im Elsass und im angrenzenden Württemberg.

Anderen Quellen zufolge war es der deutsche Apotheker und Weinbaupionier Johann Philipp Bronner (1792 bis 1864) der Mitte des 19. Jahrhunderts die Rebsorte in Deutschland einführte. Von dort hätte sie sich auch in die Nachbarländer Österreich, Tschechien und Slowakei ausgebreitet.

Gegen eine Herkunft aus Frankreich spricht jedoch, dass dort nur ganz wenige St. Laurent-Reben ausgepflanzt sind und der St. Laurent in Frankreich nicht einmal als Sorte registriert ist. Außerhalb des Elsaß war St. Laurent in Frankreich nicht vorhanden.

Verbreitung von St. Laurent in Österreich:

Es wird vermutet, dass Benediktiner Mönche, die Rebsorte St. Laurent im Stift Klosterneuburg in Niederösterreich gezogen haben, das damals eine bedeutende Rolle in der heimischen Rebenselektion eingenommen hat.
In den Kellerbüchern des Stiftes aus dem 18. Jahrhundert findet sich die Bezeichnung „Schwarzburgunder“ womit wahrscheinlich St. Laurent gemeint ist.
Andere Namen zu dieser Zeit sind „Jakobitraube“ und „Laurenzitraube“. Bei der Jakobitraube dürfte es sich jedoch um die Sorte Blauer Frühburgunder handeln.

Urkundlich belegbar ist, dass das Stift Klosterneuburg der Obst- und Weinbauschule Klosterneuburg bei ihrer Gründung im Jahr 1860 Reben der „Laurenzer Trauben“ schenkte.
1863 wurden erste Versuchsweingärten angelegt. Ab diesem Zeitpunkt begann August Willhelm Freiherr von Babo, der erste Direktor der Weinbaufachschule Klosterneuburg, mit der „Laurenzer Traube“ zu experimentieren.
Erste urkundliche Erwähnung einer Anpflanzung der Sorte St. Laurent durch das Stift Klosterneuburg stammt aus Kellerbüchern aus dem Jahr 1893 im Kahlenbergerdorf in Wien, „gepflanzt auf Riparia, 2497 Stock auf 2778 Quadratmeter“.

1922 ging aus der Kreuzung St. Laurent und Blaufränkisch die österreichische Neuzüchtung Zweigelt hervor.

1956 kam es zu größeren Neupflanzungen durch das Stift Klosterneuburg im Tattendofer Steinfeld (Bezirk Baden), in der Ried Stiftsbreite. Die Anbaufläche nahm im Laufe der Jahre stetig zu. Noch heute verfügt das Stift Klosterneuburg in Tattendorf mit knapp 40 ha über die größte zusammenhängende St. Laurent-Fläche in Österreich.

Damals galt der St. Laurent als Modesorte. Eine eigene, markante Flasche, die das Stift Klosterneuburg einführte, in Verbindung mit der Zusatzbezeichnung „Ausstich“ (= Auswahl der besten Fässer) sowie die samtige Art der Sorte galten als Erfolgsrezept.

1972 wurde die Rebsorte „St. Laurent“ als Qualitätsrebsorte anerkannt (BGBL. 2/1972).

1995 wurde die Rebsorte St. Laurent von der Europäischen Gemeinschaft als „Empfohlene Rebsorte“ in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Steiermark und als „Zugelassene Rebsorte“ im Burgenland anerkannt (Verordnung (EG) Nr. 2276/95). Die Kategorie „empfohlene Rebsorten“ umfasst jene Sorten, die zur Zeit in der Gemeinschaft angebaut werden und zur Art Vitis vinifera zählen. Die Sorten gehen mit jenen der österreichischen Qualitätsweinrebsorten-Verordnung des Weingesetzes konform. Die Kategorie der „zugelassenen Rebsorten“ umfasst all jene Sorten, aus denen normalerweise Wein von durchschnittlicher Qualität und handelsüblicher Beschaffenheit hergestellt wird. Die Qualität des Weines „zugelassener Rebsorten“ ist geringer als die von Wein aus empfohlenen Rebsorten.

In den ersten Jahren des 21 Jhdt. war ein vermehrter Aufschwung der Rebsorte St. Laurent beobachtbar. Die Anbaufläche ist im Zeitraum von 1999 bis 2008 um 91% angewachsen. Seither nimmt sie aber langsam wieder ab. Dennoch werden über 600 ha Weingärten mit St. Laurent bestockt kultiviert.

Gebiet/ Region:

Die Hauptanbaugebiete für St. Laurent sind die Thermenregion (Niederösterreich) und das Weinbaugebiet Neusiedlersee (Burgenland).

Die Gesamtanbaufläche für St. Laurent in Österreich beträgt rund 600ha (2020) und nimmt ca. 4,6% der Rotweinflächen und etwa 1,3% der gesamten Weinbaufläche (45 000 ha) ein.

Außerhalb von Österreich wird St. Laurent in Deutschland, vor allem in der Pfalz und in Rheinhessen, in Tschechien und in der Slowakei kultiviert. Die weltweit größten Flächen der Sorte finden sich heute in Mähren (CZ). Im Elsaß ist die Sorte heute nicht mehr verbreitet.

St. Laurent bevorzugt warme, leichte und kalkhaltige Böden und gedeiht am besten auf mittelfrühen Lagen. Ungünstig sind schwere und kalte Böden, auf denen es zum Verrieseln der Blüte und zum Aufplatzen der Beeren kommt.

Thermenregion:

Das Gebiet erstreckt sich südöstlich von Wien bis in die Nähe von Wiener Neustadt mit den wichtigsten Weinbaugemeinden Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Baden, Sooß, Teesdorf und Tattendorf.

Klima- und Bodenverhältnisse:

Das Klima der Thermenregion ist geprägt durch warme Sommer, einen trockenen Herbst und milde Winter. Das Klima ist pannonisch geprägt. Bis zu 2.000 Sonnenstunden im Jahr, eine Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 10°C sowie eine ständige Luftbewegung, die im Herbst die Trauben nach Regen oder Tau schnell trocknen lässt, machen das Gebiet zu einem optimalen Weinanbaustandort mit langen Reifezeiten. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 650 mm.

Bei den relativ schweren Böden (lehmige Tone, sandige Lehme und Braunerde mit hohem Muschelkalkgehalt) bewirkt vor allem der darunter liegende Verwitterungsschotter sowie tiefe Schichten von Schwemmland eine optimale Entwässerung und Durchwärmung der Böden.

Neusiedlersee:

Das Weinanbaugebiet Neusiedlersee liegt im Norden Burgenlands. Zu den bekanntesten Weinorten in der Region zählen Breitenbrunn, die Freistadt Rust, Mörbisch, Oggau, Purbach und St. Margarethen.

Klima- und Bodenverhältnisse:

Das Klima ist pannonisch gekennzeichnet. Nach dem meist milden Frühling folgt ein heißer Sommer, ein milder Herbst und ein sehr kalter Winter. Die Region weist bis zu 2000 Sonnenstunden im Jahr auf, eine Jahresdurchschnittstemperatur von 12 C, sowie eine Jahresniederschlagsmenge von etwa 600 mm.

Der Neusiedler See sorgt für ein eher seltenes Mikroklima. Er wirkt einerseits als Wärmespeicher und andererseits reguliert er das Klima (temperaturausgleichende Wirkung), was für einen milden Herbst sorgt und optimale Bedingungen für den Weinbau bietet.

In der Region findet man die unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten. Allerdings dominieren Lehm-, Sand- und Schwarzerdeböden.

St. Laurent:

Die rote Rebsorte „St. Laurent“ gilt als Qualitätsweinrebsorte.
Sie gehört zur Burgunderfamilie und ist eine Kreuzung zwischen Pinot Noir (Blauer Burgunder) und einem noch unbekannten Partner. Denkbar wäre auch eine genetische Veränderung über eine Selbstbestäubung und Sämlingsaufzucht.

Andere Bezeichnungen sind Blauer Saint-Laurent, Pinot Saint Laurent, Chvartser, Laurenzitraube, Laurentztraube, Lorentstraube, Lorenztraube, Lovrenac crni, Lovrijenac, Lovrijenac crni, Saint-Laurent, Saint Laurent noir, Saint Lorentz, Sankt Laurent, Sankt Lorentztraube, Sent Lovrenka, Svatovavřinecké, Svatovavřinetske, Svätovavrinecké, Szent lörine, Szentlörinc sowie Vavrinak.

Ampelographische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Die Triebspitze des jungen Triebes ist offen. Der junge Trieb ist stark wollig behaart, mit schwacher Anthozyanfärbung. Die Triebhaltung ist halb aufrecht. Die mittellangen Ranken sind diskontinuierlich verteilt.
Die ventralen Internodien sind grün gefärbt, dorsal sind sie grün gefärbt mit roten Streifen.
Die Knospenschuppen der ganzen Knospen weisen eine starke Anthozyanfärbung auf.
Das junge Blatt ist an der Oberseite grün mit bronzierten Stellen auf der ganzen Blattfläche, die Unterseite besitzt eine mittel-starke Behaarung zwischen den Nerven. Die Blüte ist zwittrig.

Das ausgewachsene Blatt ist Keilförmig bis fünfeckig mit 5 Lappen und gewelltem oder V-förmigem Profil. Die Hauptnerven auf der Blattoberseite sind grün. Die Spreite ist sehr schwach gewaffelt und mittel stark blasig, die Blattzähne gerade bis rundgewölbt.
Die Stielbucht ist etwas überlappend mit V-förmiger Basis und nicht von Nerven begrenzt. Die Zähne in der Stielbucht und in den oberen Seitenbuchten fehlen. Die Blattunterseite ist schwach behaart, eine Beborstung der Hauptnerven fehlt oder ist sehr schwach.

Der Traubenstiel der Rebsorte ist mittel lang (5 bis 7 cm).

Die Trauben sind mittel lang (14 bis 18 cm) und dicht, die Grundtraube zylindrisch mit 1 bis 3 Flügeln. Die Rebe besitzt eine mittel-große Beitraube.

Die Beeren sind oval (l = 14 bis 20 mm, b = 14 bis 20 mm) mit geringem Einzelbeerengewicht (~ 2 g). Die Haut der Beeren ist blau-schwarz, das Fruchtfleisch ist ungefärbt. Der Geschmack der Beeren ist neutral, die Samen sind vollständig ausgebildet.

Das Holz der Rebstöcke ist hellbraun.

Phänologische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Der Austrieb der Rebsorte ist mittel, die Blütezeit früh, die Reifezeit mittel.
Die Rebsorte besitzt eine gute Resistenz gegenüber Winterfrost und eine sehr schwache Regeneration nach Frühjahrsfrost.
Die Resistenzen gegenüber pilzlichen Schaderregern wie Plasmopara ist mittel, gegenüber Oidium mittel und gegenüber Botrytis schwach.
Die Beeren besitzen nach Herbstniederschlägen eine starke Neigung zum Platzen.

Der St. Laurent gehört zu den in Österreich früh reifenden Rebsorten und zählt zu den anspruchsvollsten Rotweinsorten, was Lagen- und Bodenauswahl betrifft. Die Sorte St. Laurent bringt eher unregelmäßige Erträge.

Die Rebsorte besitzt die spezielle Eigenschaft bei der Assimilation nicht allzu viel Zucker aufzubauen, weshalb ein natürlicher Alkoholgehalt von 12,5 oder 13 Vol % normalerweise nicht übertroffen werden kann. Dies begünstigt Weine mit hoher Reife aber nicht zu viel Alkohol.

Methode der Produktion:

Die Lese erfolgt im September. Heikel reagiert der St. Laurent auf größeren Niederschlag während der Reife. Oftmals kann es auf tiefgründigen Böden zum gefürchteten Beerenplatzen und Entwicklung einer Essigfäule kommen.

Der St. Laurent eignet sich besonders für längeren Ausbau im Eichenfass. Die Sorte wird sortenrein vinifiziert und auch als Verschnittpartner in Cuvées verwendet.

Geschmack, Aussehen:

Als Jungwein schmeckt St. Laurent streng herb und säurereich, als Altwein samtig-trocken, vollmundig und angenehm gerbstoffhaltig.
Er besitzt ein feines fruchtiges Bukett das an Kirschen, Weichseln, Kaffee und Schokolade erinnert.
Weine der Rebsorte St. Laurent sind kräftig, dunkelrot gefärbt.

Verwandte des St. Laurent:

Der St. Laurent stammt vom Blauen Burgunder ab und wird als burgundische Sorte geführt. Die Sorte Blauer Zweigelt ist eine Kreuzung der Rebsorten St. Laurent x Blaufränkisch.

Vermarktung:

St. Laurent wird ab-Hof und in Vinotheken sowie über die Gastronomie und den Lebensmittelhandel vermarktet.

Verwertung:

Empfehlung: Weine der St. Laurent-Rebe eignen sich als Begleiter für Wildgerichte, Rindsbraten mit kräftigen Soßen, Schinken, Salami und kräftigem Käse.

St. Laurent liefert nicht nur markante Weine, sondern wird auch zur Herstellung von Rotweinlikör, Traubenkernöl, Traubensaft, Pralinen sowie von Weingelee, das pur, als Brotaufstrich oder als Beilage zu Gebratenem genossen werden kann, herangezogen.

Der St. Laurent eignet sich besonders als Cuveepartner des Blaufränkischen.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Wein, Rotwein, St. Laurent

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 08.01.2024.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Keine Angabe

Autoren

Mag. Doris Reinthaler, Mag. Eva Sommer, überarbeitet von Dr. Ferdinand Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg) 2021