Mühlviertler Bergkräuter

unbekannt
Foto: Affenzeller Reinhard

Anbau von Tee- und Gewürzkräutern nach biologischen Richtlinien auf 500 bis 900 Meter Seehöhe im Mühlviertel, Oberösterreich.

Registernummer: 124

Offenlegungsdatum

Anbau von Kräutern in der Region ab dem 13. Jahrhundert im Kräutergarten des Stift Schlägl im Mühlviertel.

Titel

Mühlviertler Bergkräuter

Kurzdarstellung oder Behauptung

Anbau von Tee- und Gewürzkräutern nach biologischen Richtlinien auf 500 bis 900 Meter Seehöhe im Mühlviertel, Oberösterreich. Sorgfältige Ernte und Trocknung sowie Weiterverarbeitung ausschließlich in der Region Mühlviertel garantieren naturbelassene Produkte von höchster Qualität.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Kräuter, Gewürze

Name der Region

Mühlviertel, Oberösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Stefan Wagner Kräuterkraftquelle Hirschbach

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Kräuterbauern aus dem Mühlviertel, Kräuterkraft-Wirte aus der Region

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Kräuter und Gewürze allgemein:

Die Kenntnisse über den Anbau und die Verwendung von Kräutern und Gewürzen ist Jahrtausende alt. Kräuter und Gewürze wurden wegen ihrer Heil- und Zauberwirkung eingesetzt.

Archäologischen Funden zufolge haben bereits die Bewohner der Eiszeit (Neandertaler) Pflanzen zu Heilzwecken eingesetzt. In der Grotte von Shanidar im irakischen Teil Kurdistans wurde 1960 das Grab eines Neandertalers entdeckt, in das Heilpflanzen wie Schafgarbe (Achillea sp.), Kreuzkraut (Senecio sp.), Sonnwend-Flockenblume (Centaurea solstitialis), Eibisch (Althaea sp.), Träubelhyazinthe (Muscari sp.) und Meerträubel (Ephedra altissima) als Grabgabe gelegt wurden.

Die Verwendung von Kräutern und Gewürzen bei der Speisenzubereitung wird seit der Steinzeit vermutet. Durch die Zugabe von bestimmten Blättern und Früchten wurden die Speisen bekömmlicher gemacht beziehungsweise geschmacklich verbessert.

Die ersten Kräutergärten gab es 3000 vor Christus im alten Ägypten. Die kultivierten Kräuter wurden unter anderem zur Herstellung von Salben, Parfüms und Körperölen verwendet.

Im Mittelalter waren es in Europa vor allem die Klöster, die Heil- und Küchenkräuter kultivierten. Die Benediktiner brachten von ihrem Stammkloster in Monte Cassino (Italien) viele Kräuter aus dem Mittelmeerraum über die Alpen.

Im späten Mittelalter ging das Wissen von den Heilkräften der Kräuter auf die Apotheker über. Fast jede Apotheke hatte ihren eigenen Kräutergarten. Vanille, Zimt, Mandeln, Basilikum und Zwiebel galten als Aphrodisiakum. Pfeffer, Ingwer, Lavendel, Koriander, Muskat und Nelke wurde eine die Pest abwehrende Wirkung nachgesagt.

Viele Kräuter waren mit abergläubischen Vorstellungen und Bräuchen verbunden. Rosmarinzweige bekamen die Braut (im Burgenland der Bräutigam), der Täufling und der Tote mit. Bohnenkraut sollte unkeusche Begierden wecken. Salbei wurde als Liebeszauber verwendet. Der Glaube an eine aphrodisierende Wirkung der Kräuter war stark. So sollte Basilikum dem Liebeszauber dienen. Auf der Brust oder im Strumpf getragene Blätter erweckten Lust und Zuneigung des unwilligen Partners.

Der Gewürzhandel war ein lukratives Geschäft und machte viele Städte reich. Zu manchen Zeiten waren Gewürze so wertvoll wie Gold und galten als Statussymbol. Das Verwenden von Gewürzen wurde mit Reichtum gleichgesetzt.

Noch heute haben Kräuter und Gewürze in der Heilkunde eine wichtige Bedeutung.

Anbau von Kräutern und Gewürzen im Mühlviertel:

Wie jedes Stift hatte auch das zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstandene Stift Schlägl im Mühlviertel einen Kräutergarten. Er wurde sowohl für die Küche als auch für die Stiftsapotheke genutzt. Der Stiftsapotheker musste im Barock (1575 bis 1770) selbst Wurzeln graben, Kräuter anbauen, abnehmen und mischen.

Bereits im 19. Jahrhundert wurden Kräuter aus dem Mühlviertel bis an den kaiserlichen Hof nach Wien geliefert.

Die bäuerliche Bevölkerung des Mühlviertels (vor allem des oberen Mühlviertels) musste sich aufgrund der ungünstigen natürlichen und wirtschaftlichen Standortbedingungen sowie fehlender Gewerbeentwicklung in der Region seit jeher ihre Existenz mit Nebenerwerbstätigkeiten sichern. Dem Kräuter- und Beerensammeln kam dabei eine besondere Bedeutung zu und stellte bis nach den Zweiten Weltkrieg eine sehr lukrative Nebenbeschäftigung dar. Die Mühlviertler sammelten aber Kräuter nicht nur um mit ihnen Geld zu verdienen, sondern wussten sie auch als Heilmittel einzusetzen.

In den Jahren entstand der Heilkräutergarten in Klaffer, der 1994 sowie 2005 mit dem Umweltpreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet wurde. Heute umfasst der Heilkräutergarten rund 1.000 verschiedene Heilpflanzen, auf einer Fläche von 7.800 Quadratmeter.

In den 1980er Jahren konnten viele Mühlviertler Bauern auf Grund der steinigen Böden von der Viehwirtschaft und Kartoffelanbau allein nicht mehr leben. 1986 gründeten 17 Bergbauern mit Hilfe der „Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für eigenständige Regionalentwicklung (ÖAR)“ die „Österreichische Bergkräutergenossenschaft“, um durch den Anbau und Verkauf von Bio-Kräutern ihre Existenz abzusichern.
Durch die extensive Wirtschaftsweise der vergangenen Zeit blieben viele Feldraine, Hecken, Bachläufe und Bergwiesen erhalten, deren ökologische Vielfalt von der Bergkräutergenossenschaft genutzt werden konnte. Vielen Landwirten ist es durch die Einnahmen aus dem Kräuteranbau gelungen, im Vollerwerb zu bleiben.

Parallel zur Bergkräuter-Genossenschaft begannen in den 1980er Jahren auch einige Landwirte aus Hirschbach (Mühlkreis, politischer Bezirk Freistadt) mit dem Anbau von Kräutern. 1985 gründeten sie eine Trocknungsgemeinschaft und errichteten 1986 in Oberndorf eine Trocknungsanlage. Wenig später schlossen sich die Bauern aus Hirschbach ebenfalls der Bergkräutergenossenschaft an.

2004 wurde der Tourismusverein „Kräuterkraftquelle Hirschbach“, mit dem Ziel, die Gemeinde Hirschbach als Kräutergemeinde in Oberösterreich und in ganz Österreich zu positionieren, gegründet. Mitglieder sind Vertreter aus den Bereichen Marketing, Natur/Landschaft, Landwirtschaft, Gewerbe, Tourismus, Kultur, Jugend und Sport. Weitere Elemente sind die Genossenschaft der Österreichischen Bergkräuter, das Bauernmöbelmuseum und diverse Vereine.

2006 wurde die Bezeichnung „Österreichische Bergkräuter“ als Wortbildmarke registriert.

Gebiet/Region:

Das Mühlviertel (amtlich: Mühlkreis) liegt als eines der Viertel Oberösterreichs nördlich der Donau zwischen Jochenstein und Strudengau. Es hat seinen Namen von den Flüssen Große Mühl, Kleine Mühl und der Steinernen Mühl. Der Haselgraben teilt das Mühlviertel in das obere (westliche) und das untere (östliche) Mühlviertel.

Das Mühlviertel umfasst heute die vier Bezirke Perg, Freistadt, Rohrbach und Urfahr-Umgebung und bedeckt mit 3,080 Quadratkilometer 25,7 Prozent der Fläche Oberösterreichs (1.1980 Quadratmeter).

Das Mühlviertel wird im Osten vom niederösterreichischen Waldviertel, im Süden von der Donau, im Westen von Bayern, im Norden von Böhmen begrenzt.

Mühlviertler Bergkräuter werden auf kleinen Feldern auf einer Seehöhe zwischen 500 bis 900 Meter auf insgesamt etwa 75 Hektar kultiviert. Hauptanbaugebiete sind die Gemeinden Hirschbach, Schenkenfelden, Königswiesen, Liebenau, Sarleinsbach und Putzleinsdorf in den politischen Bezirken Freistadt und Rohrbach.

Boden- und Klimaverhältnisse:

Das Mühlviertel ist die geologisch älteste Landschaft von Oberösterreich und gehört zum Böhmischen Massiv (österreichisches Granitplateau).

Die granithaltigen und von kristallklarem Wasser gespeisten Böden der Region bieten optimale Voraussetzungen für den Anbau von Kräutern und Gewürzen.

Klimatisch gesehen liegt das Mühlviertel am Schnittpunkt zwischen atlantischen und kontinentalen Einflüssen (Mitteleuropäisches Übergangsklima). Milde Sommer mit kühlen Nächten und raue Winter (Hochlandklima) sowie über das ganze Jahr verteilte Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit sind in dieser Region charakteristisch. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7 bis 8 Grad Celsius. Die durchschnittliche Lufttemperatur liegt im Jänner bei minus 2 bis minus 3 Grad Celsius und 16 bis 18 Grad Celsius im Juli. Die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen im zentralen Mühlviertel betragen 700 bis 800 Millimeter, in den Hochlagen hingegen 1.200 Millimeter.

Das Klima und die Bodenverhältnisse schaffen sehr günstige Bedingungen für den Kräuteranbau und sind direkt verantwortlich für die Ausbildung des feinen Geschmacks und dem einzigartigen Aroma.

Kräuter und Gewürze:

Der Begriff „Gewürz“ wird sowohl im allgemeinen Sprachgebrauch, wie auch in der bislang bekannten Fachliteratur in sehr unterschiedlicher Art und Weise genutzt. Es existiert keine einheitliche Differenzierung zwischen Gewürzen und Kräutern. Die Bezeichnung „Kräuter“ ist keine botanische Bezeichnung sondern eine küchensprachliche Bezeichnung.

Definition laut Österreichischen Lebensmittelbuch:

„Gewürze“ sind laut Österreichischem Lebensmittelbuch Codexkapitel B 28 Gewürze und Gewürzextrakte Pflanzenteile, die wegen ihres Gehaltes an besonderen Inhaltsstoffen geeignet sind, Geruch und Geschmack von Lebensmitteln zu beeinflussen.

Die Gewürze kommen meist in getrockneter Form, sowohl ganz als auch mechanisch zerkleinert, in den Handel.

Gemäß Österreichischem Lebensmittelbuch werden Gewürze wie folgt unterteilt:

  • Unterirdische Pflanzenteile
  • Rinden
  • Blätter und Kräuter (Basilikum, Bohnenkraut, Majoran, Origanum, Rosmarin, Salbei, Thymian, Estragon, Lorbeerblätter, Liebstöckelblätter)
  • Blüten und Blütenteile
  • Früchte und Samen

Mühlviertler Bergkräuter

Bis zu 37 verschiedene Tee- und Gewürzkräuter werden von den Bauern und Bäuerinnen der „Österreichischen Bergkräutergenossenschaft“ entweder selbst angebaut oder in den umliegenden Wäldern und Hecken gesammelt. Dazu gehören unter anderem Ringelblume, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Goldmelisse, Holunderblüten, Hopfen, Bohnenkraut, Johanniskraut, Käsepappel, Ysop, Dill, Erdbeerblätter, Brennnessel, Scharfgarbe, Malve und Löwenzahn.

Die richtige Auswahl der Pflanzen und der Standorte, die sorgfältige Verarbeitung sowie strenge Qualitätskontrollen sind ausschlaggebend für das Aroma der Kräuter.

Die Lage der Anbauflächen in 500 bis 900 Meter Seehöhe bedingt eine kurze Vegetationsperiode. Diese klimatischen Bedingungen verhindern zwar hohe Erträge, bieten jedoch ideale Bedingungen für Kräuter von höchster Qualität mit hohem Gehalt an sekundären Inhaltsstoffen.

Der Gehalt ätherischer Öle ist bei Bergkräutern deutlich höher. So liegt der Gehalt an ätherischen Ölen bei im Mühlviertel erzeugter Pfefferminze bei etwa 3 Prozent, während herkömmliche Pfefferminze nur circa 0,9 Prozent ätherische Öle enthalten.

Mühlviertler Bergkräuter sind naturreine Produkte, denen weder künstliche oder naturidente Aromastoffe zugesetzt noch Kräuter aus konventionellem Anbau beigemengt werden.

Mühlviertler Bergkräuter werden ausschließlich nach biologischen Richtlinien hergestellt.

Die Produktion von biologischen Kräutern im Mühlviertel trägt zur Aufrechterhaltung einer Kulturlandschaft bei und sichert das Bestehen von bäuerlicher Landwirtschaft mit ihren kleinen Familienbetrieben.

Methode der Herstellung:

Alljährlich wird im Jänner im Rahmen einer Versammlung gemeinschaftlich der Bedarf an Kräutern erhoben und basierend darauf ein Plan entwickelt, nach dem die Pflanzen angebaut werden.

Viele Pflanzen, vor allem Minzen, können nur vegetativ vermehrt werden. Durch die kühlen Bedingungen des Mühlviertels gelingt den Bauern meist die qualitativ hochwertige Vermehrung durch Risslinge. Dazu werden in der zweiten Aprilhälfte bis zur ersten Maihälfte die jungen Triebe mitsamt den unterirdischen Adventivwurzeln (Nebenwurzeln, die nicht aus der Keimwurzel hervorgehen, sondern auf Grund eines äußeren Reizes, zum Beispiel Verletzung aus der Sprossachse oder den Blättern, entstehen) von der Mutterpflanze abgerissen und rasch wieder eingesetzt.
Einjährige Pflanzen (zum Beispiel Bohnenkraut, Dill, Ringelblume) hingegen werden ausgesät. Die Samen stammen entweder aus eigener Produktion oder von ausgesuchten Samenherstellern im In- und Ausland.

Durch das langsame Wachstum werden die Kräuter nur einmal pro Vegetationsperiode geerntet.

Düngemittel und Unkrautbekämpfung:

Die Feldbewirtschaftung ist oftmals nur in Handarbeit möglich. Sie erfolgt ohne Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungs- und Düngemitteln. Unkraut darf aufgrund der biologischen Wirtschaftsweise nur mechanisch bekämpft werden.

Aufgrund der optimalen Klimaverhältnisse müssen Mühlviertler Bergkräuter nicht künstlich bewässert werden.

Ernte und Verarbeitung:

Mühlviertler Bergkräuter werden ab Ende Mai händisch oder mit selbst gebauten beziehungsweise umgebauten Maschinen (Mähdreschern und Rasenmähern), die gemeinschaftlich in zwei Maschinengemeinschaften genutzt werden, geerntet.

Bei der Verarbeitung wird auf höchste Schonung geachtet. Ein sehr wichtiger Qualitätsfaktor ist die Zeit zwischen Ernte und Trocknung.
Diese muss so kurz wie möglich gehalten werden.

Nach der Ernte zerkleinern die Bauern die Kräuter und unterziehen sie einer Trocknung. Damit die Inhaltsstoffe bestmöglich erhalten bleiben, müssen die Kräuter spätestens zwei Stunden nach der Ernte in der gemeinschaftlichen Trocknungsanlage sein, wo sie für 12 bis 24 Stunden bei maximal 40 Grad Celsius getrocknet werden. Um ein möglichst zeitnahes Trocknen zu ermöglichen, werden Trocknungsanlagen im Mühlviertel betrieben. Je nach Größe der Anbauflächen werden die Trocknungsanlagen von einzelnen Bauern oder von Kooperativen geführt. Meist wird eine Trocknungsanlage von 2 bis 3 Bauern gemeinsam genutzt.

Anschließend werden die getrockneten Kräuter in große Säcke verpackt und in die Betriebsstätte der Bergkräutergenossenschaft in Hirschbach (politischer Bezirk Freistadt) gebracht. Dort werden die Kräuter zu konsumfertiger Bioware (Tees, Gewürzmischungen et cetera) verarbeitet und abgepackt. Die Verarbeitung der Kräuter und Gewürze erfolgt ohne künstliche Aromatisierung und chemische Lagerbegasung.

Ernährungsaspekte von Kräutern:

Kräuter enthalten zahlreiche Inhaltsstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Die wichtigsten sind ätherische Öle, Harze, Alkaloide, Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe. Je nach Art der Kräuter können diese den Geschmack verbessern oder appetitanregend sowie verdauungsfördernd sein. Darüber können sie antibakteriell, antioxidativ wirken.

Ursprungsnachweis:

Mühlviertler Bergkräuter sind von den Kräuterbauern bis zum Einzelhandel rückverfolgbar (Chargennummern auf Etiketten).

Qualitätskontrolle:

Die Mühlviertler Kräuterbauern wirtschaften nach den Richtlinien der biologischen Landwirtschaft.

Darüber hinaus ist die Österreichische Bergkräutergenossenschaft Hirschbach nach ISO und IFS (International Food Standard) zertifiziert.

Die Betriebe unterliegen ständigen Kontrollen durch die „Austria Bio Garantie“. Mindestens einmal pro Jahr werden die Bauern und die Genossenschaftszentrale von der unabhängigen Biokontrollstelle aufgesucht, wobei sämtliche biorelevanten Daten und Abläufe (Anbau, Ernte und Verarbeitung der Bio-Verordnung) sowie der Mengenfluss kontrolliert werden. Darüber hinaus wird jeder Bauer mindestens einmal pro Jahr vom Anbauberater auditiert.

Bei der Qualitätsbeurteilung durch einen externen Anbauberater oder ein Sensorikteam (Mitglieder der Genossenschaft, die eigens sensorisch ausgebildet wurden) werden die pflanzenspezifischen Eigenschaften der Kräuter sehr genau beurteilt. Nicht nur Aussehen, Farbe, Geruch et cetera werden sensorisch bewertet, sondern auch diverse Analysenergebnisse fliesen in die Gesamtbeurteilung mit ein. Das Qualitätsbeurteilungsschema ist die Basis der Klassifizierung der Bergkräuterprodukte. Sowohl die kultivierten Kräuter aus den Gärten als auch die wildwachsenden Kräuter aus den Wäldern unterliegen dieser Qualitätsbeurteilung.

Jede Anbauerin und jeder Anbauer muss vor dem Ernteschnitt Erntemuster bei der Genossenschaft abliefern, welche auf ihre Qualität untersucht werden. Dies gilt auch für wildwachsende Kräuter.

Zudem ist jede Landwirtin und jeder Landwirt verpflichtet, eine Schlagkartei zu führen, in der alle relevanten Daten (zum Beispiel Kulturen, Sorten, Anzahl der Ernteschnitte, Düngungen, Feldbearbeitung, Erntemengen, et cetera) chronologisch erfasst werden.

Vermarktung:

Der Vermarktung von Mühlviertler Bergkräuter erfolgt gemeinschaftlich unter der Wortbildmarke „Österreichische Bergkräuter“ durch die Bergkräutergenossenschaft direkt, über die Gastronomie, den Lebensmitteleinzelhandel, das Internet und Naturkostläden.

60 Prozent der geernteten Kräuter werden zu Tee- und Gewürzmischungen et cetera verarbeitet und in Form von Kleinpackungen vermarktet. Die restlichen 40 Prozent werden als Rohware in großen Mengen im In- und Ausland verkauft. Hauptexportländer sind Deutschland, Frankreich, Schweiz, Tschechien, Ungarn und Kanada.

Um ein möglichst breites Sortiment bieten zu können, werden Gewürze, die nicht in Österreich gedeihen (zum Beispiel Pfeffer, Vanille, Zimt, Basilikum, Lavendel) oder nicht in ausreichenden Mengen geerntet werden können (zum Beispiel Anis), zugekauft (zum Beispiel aus dem Burgenland).

Die zugekaufte Ware stammt von Bauern, die nach den strengen Regeln der jeweiligen nationalen biologischen Anbauverbände wirtschaften und von zugelassenen Kontrollstellen regelmäßig kontrolliert werden. Enthalten Produkte zugekaufte beziehungsweise nicht im Mühlviertel erzeugte Kräuter beziehungsweise Gewürze ist dies durch einen Aufkleber auf den Produktverpackungen angezeigt. Produkte aus im Mühlviertel erzeugten Kräutern werden mit der Bezeichnung „aus Österreich“ deklariert, während Produkte, die zugekaufte beziehungsweise nicht im Mühlviertel erzeugte Kräuter beziehungsweise Gewürze enthalten als Spezialitäten („Spezereien“) bezeichnet werden.

Vier Kräuterkraft-Wirte aus der Region verwöhnen die Gäste mit Kräuterköstlichkeiten (Kräuterspeckjause, Kräuterleberkäse). Darüber hinaus bieten sie regelmäßig Kräutergenusswochen und Kräuterkochkurse an.

Der 14 Kilometer lange Bergkräuterwanderweg in Hirschbach führt entlang der Kräuterfelder zum Verarbeitungsbetrieb der „Österreichischen Bergkräuter“. Verschiedene Kräuterstationen laden zum Schmecken, Sehen, Riechen und Ertasten ein. Höhepunkt des Lehrpfads ist der in fast 800 Meter Seehöhe gelegene Kräutergarten des Abraham Hofes, wo hausgemachte Kräutersäfte und Kräuterbowle zur Verkostung bereitstehen. Im umgebauten Wirtschaftsraum der „Edelmühle“ kann in einer Ausstellung Näheres über den Anbau und die Verarbeitung der Mühlviertler Bergkräuter erfahren werden.

Von Mai bis Juli bietet die Region die Möglichkeit eine Nacht im „Kräuter-Bett im Kornfeld“ zu verbringen.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen

  • Das mitteleuropäisches Übergangsklima sowie granithaltige Böden begünstigen den Anbau von Kräutern in der Region.
  • Natürlicher Geschmack ist das Ergebnis optimaler Boden-, Wasser- und Klimabedingungen sowie kurzer Transportwege und rascher Trocknung.
  • Mühlviertler Bergkräuter werden im Einklang mit der Natur oft in mühevoller Handarbeit nach den Richtlinien der biologischen Produktion hergestellt.
  • Die Erzeugung von Mühlviertler Bergkräutern ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Bauern und Bäuerinnen (Anpassung an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how des Anbaus, des Ernte- und Trocknungsoptimums) und Erfahrung der Bergkräutergenossenschaft.

Verwertung:

Die Produktpalette der Mühlviertler Bergkräuter wird regelmäßig erweitert und umfasst zur Zeit Tees (Kräutermischungen, Früchtetees), Gewürze und Gewürzmischungen, Kräuterbäder, Kräuterkissen, Gewürzsalze, Kräuteressig und Öle und Blütenzucker.

Schutz:

Wortbildmarke „Österreichische Bergkräuter“. (Österreichisches Patentamt Register Nummer 230 070, 17. Februar 2006)

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Oberösterreich, Mühlviertel, Kräuter, Teekräuter, Gewürzkräuter, Österreichische Bergkräuter, Mühlviertler Bergkräuter

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 19.12.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Kräuterkraftquelle Hirschbach
Obfrau Carolin Schimpl
Guttenbrunn 18
4242 Hirschbach
E-Mail: info@kraeuterkraftquelle.at

Autoren

Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus