Marchfeld Gemüse

Karotten
Foto: Gerhard Michaeler

Traditionelle Produktion zahlreicher Gemüsearten in der Region Marchfeld, Niederösterreich.

Registernummer: 95

Offenlegungsdatum

Verbreiteter Anbau von Gemüse in der Region Marchfeld ab dem 19. Jahrhundert.

Titel

Marchfeld Gemüse

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Produktion zahlreicher Gemüsearten in der Region Marchfeld, Niederösterreich. Besondere Bodentypen mit einem hohen Humusanteil und unterschiedlich hohen Lehm- und Lößanteilen und das pannonische Klima bieten optimale Bedingungen für den Anbau von Gemüse. Marchfeld Gemüse wird als Frischgemüse angeboten oder zu Tiefkühlgemüse und Fertiggerichten weiterverarbeitet.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Gemüse

Name der Region

Marchfeld, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Referat Garten- und Gemüsebau, Landwirtschaftskammer Niederösterreich

NÖ Gemüsebauverband

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Circa 700 Gemüsebauern in der Region Marchfeld

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Bis zum 19. Jahrhundert wurde das Marchfeld von der Getreidewirtschaft dominiert. Intensiver Gemüsebau wurde nur in einigen wenigen Dörfern in der Nähe von Wien in geringem Ausmaß betrieben wie zum Beispiel in Gerasdorf, wo Kraut und Spargel kultiviert wurde.

Ab dem 19. Jahrhundert führte die Ausbreitung der Stadt Wien zu einem Rückgang des traditionellen Gemüseanbaues in den Wiener Bezirken Simmering und Kagran und so wuchsen die Gemüseanbauflächen im Marchfeld.

Ab 1932 wurden die Anbauflächen für Feldgemüse von jährlich 150 bis 200 Hektar schrittweise bis circa 1.000 Hektar (1937 bis 1946) ausgedehnt.

In der Marchniederung (vor allem Marchtrenk-Marchegg) und im Nordrand der östlichen Feuchtzone des Marchfeldes war der Gemüsebau vorwiegend kleinstrukturiert, im Westen dagegen waren es größere Betriebe. Zu den Hauptgemüsekulturen zählten Gurken, Kraut, Spinat, Zwiebel, grüne Pflückerbsen und Karotten.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer immer größeren Spezialisierung in der Landwirtschaft. Bauern des Marchfeldes erkannten schließlich die Chancen für den Gemüseanbau.

1946 wurde mit der Produktion von Tiefkühlgemüse begonnen.

Zwischen den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich im Marchfeld das Feldgemüse zur flächenstärksten Hackfrucht der Großbetriebe.

1996 wurde die Erzeugerorganisation Marchfeldgemüse GmbH & CoKG gegründet. Derzeit sind 28 Landwirte als Eigentümer beteiligt. Der überwiegende Anteil der verarbeiteten Ware stammt von den Gesellschaftern.

Heute ist das Marchfeld mit einer Gesamtanbaufläche von circa 8.000 Hektar die bedeutendste Gemüseanbauregion Niederösterreichs.

Gebiet/ Region:

Das Marchfeld ist eine fruchtbare Ebene östlich von Wien im südlichen Weinviertel von Niederösterreich. Das Marchfeld wird im Süden durch die Donau begrenzt, nach Osten hin durch die March, nach Norden durch das Weinviertler Hügelland und nach Westen durch den Bisamberg und die Stadtgrenze von Wien.

Das Marchfeld liegt in der Nordhälfte des Wiener Beckens und reicht in kleinen Teilen bis nach Tschechien und die Slowakei hinein.

Es ist ein flaches Gebiet (rund 900 Quadratkilometer) mit nur geringen Erhebungen, die von 143 bis 178 Meter reichen.

Das Marchfeld umfasst die Gemeinden Aderklaa, Andlersdorf, Angern an der March, Baumgarten, Bockfließ, Breitenstetten, Deutsch-Wagram, Eckertsau, Engelhartstetten, Franzendorf, Fuchsenbigl, Gänserndorf, Gerasdorf, Glinzendorf, Groß-Enzersdorf, Großhofen, Haringsee, Kopfstetten, Lassee, Leopoldsdorf im Marchfeld, Liomersdorf im Marchfeld, Mannsdorf an der Donau, Marchegg, Markgrafneusiedl, Mühlleiten, Oberhausen Obersiebenbrunn, Orth an der Donau, Parbasdorf, Raasdorf, Rutzendorf, Schönkirchen-Reyersdorf, Strasshof an der Nordbahn, Untersiebenbrunn, Weiden an der March und Weikendorf.

Das Marchfeld wird auch als die „Kornkammer Österreichs“ bezeichnet.

Boden- und Klimaverhältnisse:

Das Klima ist semiarid beeinflusst: die Winter sind gewöhnlich kalt mit häufig strengem Frost und beschränkter Schneedecke, die Sommer sind heiß und intermittierend trocken. Es ist eine der trockensten Regionen Österreichs.

Die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur beträgt 9,6 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge nur 500 bis 600 Millimeter.

Etwa 1.900 Sonnenstunden im Jahr bieten ideale Voraussetzungen für das Gedeihen des Gemüses.

Es kommen unterschiedliche Bodentypen wie Schwarzerdeböden, Auböden, Tschernoseme, Kolluvial- und Schwemmböden mit hohem Humusanteil sowie unterschiedlich hohen Lehm- und Lößanteilen vor. Die klimatischen Bedingungen, bilden zusammen mit den besonderen Bodentypen ideale Bedingungen für den Gemüseanbau.

Marchfeld Gemüse:

Die Gemüsekultur der Region Marchfeld umfasst über 60 verschiedene Gemüsesarten. Zu den flächenmäßig bedeutendsten Kulturen zählen Zwiebel, Grünerbse, Karotte, Spargel, Spinat, Schnittbohnen, Speisekürbis und Kraut.

Methode der Produktion:

Marchfeld Gemüse wird nach den gesetzlichen Vorgaben und unter Berücksichtigung eines schonenden Umgangs mit der Umwelt erzeugt. Die Gemüsekultivierung erfolgt überwiegend im Freiland.

Saatgut:

Zur Erzeugung wird überwiegend zertifiziertes Saatgut verwendet. Die Verwendung von gentechnisch verändertem Saatgut ist nicht erlaubt.

Düngung:

Zum Zweck der Bodenfruchtbarkeit werden die Felder sowohl mit organischem Dünger (Stallmist, Pferdemist), als auch mit mineralischen Handelsdünger gedüngt.

Die Düngung unterliegt den Anforderungen des Österreichischen Programms zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL).  Die Düngegaben sind zu dokumentieren.

Es werden regelmäßig Bodenuntersuchungen bezüglich Stickstoff und anderen bodenrelevanter Nährstoffe durchgeführt.

Fruchtfolge:

Es muss eine entsprechende Fruchtfolge eingehalten werden. Abhängig von der Gemüseart, kann die Fruchtfolge andere Ackerkulturen wie z.B. Getreide, Zuckerrüben oder Kartoffeln inkludieren.

Pflanzenschutzmaßnahmen:

Pflanzenschutzmaßnahmen werden nur bei Erreichen von definierten Schadschwellen eingesetzt. Es werden nur Pflanzenschutzmittel verwendet, die nach den gesetzlichen Richtlinien in Österreich zugelassen sind. Die Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln sind zu dokumentieren.

Bewässerung:

Aufgrund der geringen Niederschläge sind zusätzliche Wassergaben in Form eine Bewässerung notwendig. Die Felder werden während heißer und windiger Perioden in den Nachtstunden bewässert um eine unnötige Verdunstung zu verhindern. Zur Bewässerung finden sowohl Netzberegnung, selbstfahrende Schlauchberegnungsmaschinen als auch Tropfberegnung Anwendung.

Ernte und Lagerung:

Das Gemüse wird, abhängig von der Gemüsekultur und Sorte, hauptsächlich maschinell geerntet. Danach wird das Gemüse in Lagerhallen oder Kühlhäusern bei entsprechenden, für die Lagerung optimalen Temperaturen, bis zum Verkauf beziehungsweise bis zur weiteren Verarbeitung gelagert.

Optimale Lagerbedingungen ermöglichen eine ganzjährige Vermarktung einiger Gemüsekulturen.

Verarbeitung und Verpackung:

Marchfeld Gemüse wird entweder als Frischgemüse verkauft, oder zu Tiefkühlgemüse und Fertiggerichten verarbeitet.

Vor allem Grünerbsen, Spinat, Schnittbohnen, Karotten, Rotkraut und Zuckermais werden in den letzten Jahren verstärkt für die Erzeugung von Tiefkühlgemüse kultiviert.

Die Verpackung des Frischgemüses erfolgt am Betrieb oder durch entsprechende Abpackbetriebe oder Erzeugerorganisationen, z.B. „Erzeugerorganisation Marchfeldgemüse (EOM)“ Die Palette an Verpackungsmöglichkeiten reicht von Folienbeutel über Netze, Papiersäcke, lose Abpackung in BigBags bis zu Carry fresh und handgelegter Ware in Mehrwegkisten.

Ursprungsnachweis:

Marchfeld Gemüse muss entlang der Lebensmittelkette rückverfolgbar sein. Deshalb werden von den Betrieben verpflichtende Schlagaufzeichnungen zu den verwendeten Felder, den Gemüsesorten sowie zur Ernte der unterschiedlichen Sorten geführt.

Jedes Produkt im Lebensmitteleinzelhandel verfügt über eine Chargennummer.

Qualitätskontrolle:

Ein großer Teil der Gemüsebaubetrieb im Marchfeld produziert nach den Richtlinien des AMA Gütesiegels.
Das Einhalten dieser Richtlinien wird durch akkreditierte Kontrollstellen kontrolliert.
Das AMA Gütesiegel entspricht den Kriterien von Global GAP für Landwirte in Österreich.
Darüber hinaus werden die verarbeiteten Produkte auf allen Produktionsstufen auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Gemüse, das unter biologischen Richtlinien produziert wird, wird von akkreditierten Kontrollstellen kontrolliert.

Vermarktung:

Das Frischgemüse ist saisonal abhängig verfügbar. Tiefgekühltes Gemüse ist das ganze Jahr über erhältlich.

Marchfeld Gemüse wird über Direktvermarktung, den Lebensmittelhandel und die Gastronomie vermarktet. In den letzten Jahren wird es auch verstärkt im Ausland abgesetzt. Bedeutende Exportmengen betreffen vor allem Zwiebel und Karotten.

Teile der Ernte werden über die Erzeugerorganisation „Marchfeldgemüse“ vermarktet.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen

  • Besondere Bodentypen mit einem hohen Humusanteil und unterschiedlich hohen Lehm- und Lößanteilen und das pannonische Klima liefern optimale Bedingungen für den Anbau von Gemüse.
  • Der einzigartige Geschmack und das Aroma von Marchfeld Gemüse stehen in direkter Beziehung zu dem pannonischen Klima und den zahlreichen Sonnenstunden.
  • Die Erzeugung von Marchfeld Gemüse ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Gemüsebauern (Anpassung der Produktionsmethode an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl der Sorten, Ernteverfahren, Lagerungstechnik) und der Erfahrung der Einzelverkäufer in der Vermarktung und von Verarbeitern (Tiefkühlgemüse, Fertigprodukte, Gemüsekonserven).

Verwertung:

Marchfeld Gemüse wird entweder als Frischgemüse verwendet oder zu Tiefkühlgemüse und Fertigprodukten verarbeitet.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Region, Marchfeld, Gemüse, Frischgemüse, Tiefkühlgemüse, Zwiebeln, Grünerbsen, Karotten, Spargel, Spinat, Salate, Schnittbohnen, Rote Rüben, Rotkraut, Knollensellerie, Zuckermais, Marchfeld Gemüse

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 21. April 2023

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Bezirksbauernkammer Gänserndorf

Hauptstraße 8
2230 Gänserndorf

Autoren

Mag.a Eva Sommer, Mag.a Doris Reinthaler, Dr. Erhard Höbaus überarbeitet von Andreas Felber LK Niederösterreich